Alltagsrassismus sichtbar gemacht

„Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“, das schwarz-weiße Schild prangt am Eingang - bei uns am Schwalmgymnasium, an der Nachbarschule im Ostergrund und an vielen Schulen im Umkreis. Aber kommt Rassismus überhaupt vor? Ist das ein Problem, mit dem wir uns beschäftigen müssen?

„Was ihr nicht seht“ nennt Dominik Lucha seine Ausstellung zum Thema „Alltagsrassismus“, die die Religionskurse der Jahrgänge 5, 6, 7, 8 und 10 von Frau Dieling an der Schule im Ostergrund besucht haben und mit der der Künstler aufdeckt: Ja, Rassismus ist in Deutschland - mitten unter uns - Realität, und so viele schauen weg! Dominik Lucha selbst hat damit Erfahrungen machen müssen. Und er hat anderen Mut gemacht, rassistische Bemerkungen, mit denen sie beleidigt wurden, aufzuschreiben und ihm zu senden. Anonymisiert hat er diese Worte notiert. Weiß auf Schwarz.

Zuerst denken wohl manche der Schüler*innen, die den Mehrzweckraum im Ostergrund betreten: Was soll das für eine Ausstellung sein, die nur aus rund 20 unscheinbaren Texttafeln besteht? Was gibt es da groß zu sehen? Und beim Lesen dann das nächste Fragezeichen: Was soll an den Worten „Sie können aber gut Deutsch“ rassistisch sein? Darüber kommen wir in den Kursen ins Gespräch und merken bald: Auch wir sind nicht frei von „Mauern im Kopf“. Auch wir drücken uns manchmal ausgrenzend oder beleidigend gegenüber anderen aus - auch wenn es vielleicht nur im Spaß unter Freunden geschieht oder eigentlich sogar nett gemeint ist.

Die Worte, die uns in der Ausstellung begegnen, sind allesamt originale Aussprüche, die Menschen zu hören bekommen haben. „Was? Da steht wirklich ein Spruch mit dem N-Wort!“, ruft ein Fünftklässler aus. „Ja, hier auch!“ „Aber sowas sagt doch keiner, oder?!“ Leider doch. Ein Zitat aus Kassel ist auch dabei.

In den Religionskursen unterhalten wir uns über eigene Erfahrungen mit Diskriminierung und speziell Rassismus und stellen betroffen fest: Zu diesem Thema haben einige, die zu unserer Schulgemeinde gehören, konkrete Erlebnisse zu berichten. Manches von dem, was ihnen selbst oder Familienangehörigen und Freunden ins Gesicht gesagt wurde, macht uns wütend und sprachlos. Ebenso ergeht es uns mit den abwertenden Worten, die ein Verwandter laut einer Schülerin am Kaffeetisch „zum Besten“ gab. Alltagsrassismus sichtbar gemacht, in der Ausstellung und anschließend in unseren Gesprächen. In Religion thematisieren wir auch das Beispiel Jesu: seine Worten und Taten, mit denen er sich gerade für die Menschen einsetzt, die von anderen ausgegrenzt werden. Wie stark wäre es, wenn uns das auch hier und da gelänge!

Was meint ihr: Welche positiven Impulse können wir selbst setzen - wir als „Schule ohne Rassismus - mit Courage“ und jede*r Einzelne? Wo können wir konkrete Schritte gegen Alltagsrassismus gehen?

Vielen Dank an unsere Nachbarschule im Ostergrund für die Organisation der inhaltlich beeindruckenden Ausstellung und die freundliche Einladung!