Der 1. September 1939 markiert mit Hitlers Überfall auf Polen den Beginn des Zweiten Weltkriegs. Im heutigen Deutschland, 86 Jahre später, wird er als Antikriegstag begangen. Man nimmt diesen Tag zum Anlass, sich an die Opfer der NS-Herrschaft zu erinnern und zu einem friedlichen Miteinander aufzurufen.
Ans Schwalmgymnasium kamen daher Nachfahren italienischer und französischer Kriegsgefangener, die im Kriegsgefangenenlager STALAG IX A Ziegenhain (heute: Trutzhain) untergebracht waren und Zwangsarbeit leisten mussten.
So erging es auch Marsilio Esposito, dessen Sohn Ernest zum Zeitzeugengespräch in den Geschichtskursen der Q3 von Frau Jarosch und Herrn Göbel zu Gast war. Ernest Esposito berichtete über die unmenschlichen Zustände während der Deportation nach Deutschland und der Gefangenschaft im STALAG. Sein Vater wurde als Zwangsarbeiter in Wetzlar bei Buderus eingesetzt. Nach dem Krieg sprach Marsilio nicht über diese Zeit, sodass sein Sohn selbst recherchieren musste, wie es seinem Vater bei Buderus ergangen ist. Hierbei wurde den Schülerinnen und Schülern klar, wie schwierig es mittlerweile ist, Informationen über diese Zeit zu bekommen, wenn die damalige Generation geschwiegen hat bzw. nun fast vollständig verstorben ist.
Außerdem gab es ein Zeitzeugengespräch mit Vincent Peton, der die Französischkurse Q1 und Q3 von Frau Dehnert und Frau Brüning besuchte. Hier konnten die Schülerinnen und Schüler nicht nur sprachlich dazulernen. Herr Peton berichtete neben großem Leid auch von positiven zwischenmenschlichen Beziehungen während der Zwangsarbeit seines Vaters. So gab es immer wieder Deutsche, die ihm oder seiner Familie geholfen haben. Ihnen bzw. ihren Nachfahren zu danken, sei sein größter Wunsch.
Beide Zeitzeugen sprachen auch nachmittags bei der offiziellen Gedenkfeier, die von der Gedenkstätte Trutzhain und dem DGB auf dem Waldfriedhof in Trutzhain stattfand. Frau Dr. Sievers, Q1-Schülerinnen und sogar ein ehemaliger Schüler des Schwalmgymnasiums gestalteten die Veranstaltung musikalisch, mit „Blowing in the Wind“, „Und der Regen rinnt“ und „Die Moorsoldaten“. Zum Abschluss wurden rote Nelken zu „Sag mir, wo die Blumen sind“ niedergelegt.
Am Ende bleiben die Worte der beiden ausländischen Gäste im Kopf, die unsere Schülerinnen und Schüler baten, für die Wertschätzung und Erhaltung folgender Werte einzustehen: die europäische Zusammenarbeit, Demokratie und Frieden.