Die „Kompassklasse“ 5b: Neues Lernen sichtbar gemacht

    Bunte Sitzkissen liegen kreuz und quer auf dem Boden, in den Regalen stapeln sich Materialien und Spiele, an den Wänden hängen Plakate voller Ideen. Statt leise in Reihen, sitzen Kinder im Kreis, lachen, staunen, diskutieren zusammen oder arbeiten konzentriert an eigenen Projekten. Wo früher das Lehrerpult stand, befindet sich heute ein Gruppentisch, ein Ort für Begegnung, Austausch und gemeinsames Lernen. Wer den Klassenraum der 5b betritt, spürt sofort: Hier wird Schule anders gedacht – und gelebt.

    Seit Schuljahresbeginn hat sich die so genannte „Kompassklasse“ des Schwalmgymnasiums mit ihren Lehrerinnen und Lehrern auf den Weg gemacht, Neues zu wagen. Der Name steht dabei für Orientierung beim Lernen und Leben – für das Finden des eigenen Weges, aber nicht allein, sondern gemeinsam.

    Wichtige Bestandteile des Konzepts dieser Klasse sind eine räumliche und eine zeitliche Flexibilität: Unterschiedliche Lernecken und veränderbare Arbeitsbereiche schaffen vielfältige Möglichkeiten, um mal ruhig allein, mal kreativ im Team, mal im Austausch mit der Lehrerin zu lernen. Auch der benachbarte freie Klassenraum wird gerne genutzt, um ungestört zu arbeiten oder Neues auszuprobieren.

    Der Tag beginnt mit einer „Ankommzeit“, einem Moment, um sich wirklich einzufinden, miteinander ins Gespräch zu gehen, Ziele zu setzen und den Schulvormittag bewusst zu starten. Diese Routine sorgt für Orientierung und stärkt das Gemeinschaftsgefühl.

    Dieses wird ohnehin groß geschrieben: In den ersten Wochen lag der Schwerpunkt auf einem intensiven Sozialtraining. Dabei ging es um gegenseitige Unterstützung, respektvollen Umgang und konstruktive Zusammenarbeit – Grundlagen, die das Lernen in einer offenen Lernumgebung erst möglich machen.

    Im Mittelpunkt des Unterrichts steht der eigene Lernweg. Jedes Kind geht ihn in seinem Tempo, begleitet durch einen Portfolioordner, in dem Ziele, Erfahrungen und Erfolge festgehalten werden. So wird Lernen sichtbar und greifbar – für die Kinder selbst, für ihre Lehrkräfte und für die Eltern. Diese Form der Selbstreflexion ist ein zentraler Pfeiler der neuen Lernkultur: Sie fördert das Bewusstsein für Fortschritte und zeigt, dass Lernen ein individueller Prozess ist, den jedes Kind aktiv mitgestalten kann.

    Auch fächerübergreifende Projekte spielen in der „Kompassklasse“ eine große Rolle. Themen werden aus verschiedenen Perspektiven betrachtet, und am Ende entstehen Lernprodukte, die zeigen, was in gemeinsamer Arbeit entstanden ist: Ausstellungen, Modelle, Präsentationen oder digitale Beiträge. In den kommenden Wochen startet die Klasse zum Beispiel in ein Märchenprojekt, bei dem eine Märchenwanderkarte und ein märchenhafter Pausenweihnachtsmarkt entstehen sollen.

    Darüber hinaus öffnet sich die „Kompassklasse“ bewusst stärker nach außen als üblich: Exkursionen und Kooperationen mit Partnern vor Ort ermöglichen den Blick über die Schule hinaus und verbinden Wissen mit der Lebenswelt. Hier wird nicht nur gelernt, sondern entdeckt, gestaltet und gemeinsam weitergedacht.

    Die „Kompassklasse“ 5b ist ein Ort, an dem Neues ausprobiert und gemeinsam weiterentwickelt wird – ein Ort, der familiär wirkt, lebendig ist und Mut macht, Unterricht anders zu denken. Wer hier verweilt, merkt schnell: Die Kinder kommen gerne zur Schule. Sie fühlen sich wohl, weil sie mitgestalten dürfen – weil Lernen hier als etwas Persönliches, Bedeutsames erlebt wird. Auch das Kollegium und die Elternschaft des SG verfolgen interessiert, welche Wege in der 5b beschritten werden. Damit Lernen am Schwalmgymnasium noch selbstbestimmter, gemeinschaftlicher und menschlicher wird, sollen die Erfahrungen aus diesem Projekt in die zukünftige Schulentwicklung einfließen.